Meine Geschichte

Das alles fing mit einem Buch an. Mit dem Buch ''Herzenssucht'' von Birgit Schlieper. 
Ich fand das Buch in einem Buchladen, es klang interessant, ich kaufte es und las es noch an einem Tag. 
Das war ein Samstag, ich erinnere mich noch daran. Es war vor etwa 3 Jahren, 2008. Am folgenden Sonntag kamen meine Großeltern zum Essen, ich las das Buch nochmal und wandte die Tipps, die in dem Buch standen, gleich an. Nach dem Essen merkte ich, dass es gar nicht so schwer war, die Kontrolle zu behalten. Das faszinierte mich und ich googlte ''Pro Ana''. Was ich dort fand, war alles was ich je wollte. Ich tauchte voll und ganz in diese Welt ein. Ich richtete mir bei SVZ einen zweiten Account ein, legte mir einen Blog zu. Und aß immer weniger. Und weniger und irgendwann gar nichts mehr.
Das war auch die Zeit, in der das Ritzen in meiner Klasse Einzug hielt. Jeder tat es. Um cool zu sein. Um dazu zugehören. So auch ich. Ich wollte cool sein. Also fing ich an mich zu ritzen. Am Anfang nur ganz leicht, es half auch nicht, aber wie gesagt, es war in Mode gekommen also tat ich es. Diese Mode war recht schnell wieder vorbei, aber ich merkte, ich konnte nicht aufhören. Ich ritzte mich zu dem Zeitpunkt fast täglich, allerdings half es mir noch immer nicht. Ich ritzte mich weiter und weiter, tiefer, immer tiefer und tiefer. Auf einmal half es. Es war mein einziger Lebensinhalt. Ich konnte nicht mehr ohne. Ich wachte morgens auf und das erste an was ich dachte war das Ritzen. Ich brauchte es wie die Luft zum atmen. 
Auch meine Essstörung nahm immer mehr Gestalt an. Ich wog 47 Kilo und es wurde immer weniger und ich immer verzweifelter. Was, wenn es nicht genug ist?, dachte ich mir. Ich kaufte mir Abführtabletten, Entwässerungstabletten und all sowas. Ich fing an, mein Essen auszukotzen, ich steckte mir den Finger in den Hals, selbst wenn ich nichts aß. Um wenigstens 100 gr weniger auf der Waage zu haben. Es wurde zur Sucht, ich stellte mich 3 bis 5 mal am Tag auf die Waage. Ich machte heimlich Sport, Gymnastik. Ich joggte bis zu zweimal am Tag, und das täglich. Und ich ritze mich weiterhin. 
Irgendwann waren meine Arme voll, ich wich auf die Hüfte aus. Doch da war auch nicht viel Platz. Dann waren meine Beine dran. Schnitt für Schnitt. Ich wog inzwischen 39 Kilogramm bei einer Größe von 165 cm. 
Ich veränderte mich komplett, ich trug nur noch schwarz. Schwarze Kleidung, schwarze Haare, schwarzes Make-Up, schwarze Nägel. Hauptsache schwarz. Ich trug nichts Kurzes mehr, weder Hosen noch Tops. Ich verschloss mich immer mehr, ließ nichts und niemanden mehr an mich heran. Weil mich sowieso keiner verstand. Außer die Leute aus meinem zweiten Account. Da fühlte ich mich geborgen und verstanden. Auch wenn ich nie einen von diesen Leuten gesehen habe. 
Nach knapp 2 Jahren fiel meinen Eltern auf, wie sehr ich mich veränderte. Ende 2009 und Anfang 2010 bemerkten sie meine Essstörung. Sie zwangen mich zu essen. Immer essen, nur essen. Ich war unter Kontrolle. Ich nahm zu. Ich kam nicht klar. Ich wollte mich umbringen, aber ich habs nie geschafft. Ich nahm zu, immer mehr und mehr. Ich wurde wieder fett. Und noch unglücklicher und verzweifelter. Allein der Geruch von Essen löste in mir einen Würgereiz aus. Ich stand unter Kontrolle. Jede Mahlzeit nur in Aufsicht meiner Eltern, das Bad wurde nach dem Essen für 2 Stunden abgeschlossen, damit ich nicht kotzen konnte. Ich wurde fett. Ich wog 40 kg, 47 kg, 53 kg, 60 kg. Und am Ende 70 kg. Jetzt bin ich wieder fett. 
Mitte 2010 bemerkten meine Elten, dass ich mich ritze. Es gab Tränen, keine Worte, nur Tränen. Jeder wusste es. Ich musste zur Therapie. Ich hörte auf mich zu ritzen. Aber das Essen ist nach wie vor ein Problem für mich. Die Therapie hab ich nach eineinhalb Jahren abgebrochen, ohne auch nur ein Ziel erreicht zu haben.